Eine naturgeschichtliche Wanderung auf „Alten Wegen“
„Sie werden es mir gewiss danken, wenn ich ihnen eine Fürstliche Lustreise beschreibe, die ganz allein der Naturgeschichte gewidmet war“, beginnt Keßler von Sprengseysen sein Schreiben an den Naturforscher Prof. Leske in Leipzig. Er umreißt eine herrschaftliche Expedition in die Gebirgsregion des „Fürstenthum Coburg, Herzogl. Sächs. Meiningischen Antheils“ im Juni 1782. Sie reisten auf Empfehlung. Denn „nachdem der Geheime Rat von Goethe bei einer Reise [im Mai 1782] das von mir [1781 in einer Topographie] beschriebene kleine Land aller Aufmerksamkeit würdig fand“, so beschlossen die Herzogl. Durchl. Carl August Herzog zu Weimar, weiterhin die Herzöge von Sachsen-Meiningen Georg I. und sein kurz darauf verstorbener Bruder Karl, Landgraf Adolph von Hessen-Philipsthal-Barchfeld und der Erbprinz von Sachsen-Coburg-Saalfeld dieses Land, und „die Merkwürdigkeiten desselben, selbst zu besehen“.
Wir reisen auf den Spuren der Durchlauchten, allerdings zu Fuß, in Anlehnung an diesen alten Reisebericht durch das Gebirge. Unser Start lag in Steinach. Die Herrschaften hatten bis in das Steinachtal schon eine erlebnisreiche Woche hinter sich. Damals traf man sich in Schalkau. Der Weg der „Durchlauchtigten Reisegesellschaft“ führte über die Zinselhöhhle, den Fellberger Griffelbruch und die Stockheimer Steinkohlegruben hierher. Wir starteten am 21.10.2018 vom Bahnhof in Steinach zum Georgsfelsen. Hier hat der Besucher nach einem kurzen steilen Aufstieg eine gute Sicht bis zu den vormaligen Hammerwerken Obersteinach. Auf einem schmalen Pfad wanderten wir hinauf auf über 800 m, den Gipfel des Großen Thierberges. Unter uns finden wir einen Griffelschieferbruch und die damals von den Herrschaften inspizierten reichhaltigen Eisenerzgruben. Über die Glasorte Lauscha und Glücksthal gelangten wir zum Sandberg am Rennsteig. Er stellt seine geologische Besonderheit dar und gleichzeitig die Grundlage für den innovativen und über Jahrhunderte andauernden Aufbau der Glas- und Porzellanindustrie. Auf dem Höhenweg war es nun nicht mehr weit zur ehemaligen Porzellanfabrik in Limbach, die wir nach gut 18 km erreichten. Im Reisebericht des 18. Jahrhunderts trennten sich hier die Durchlauchten „und jeder fuhr in sein Land“. Wir wanderten mit dem Wanderführer Ralf Kirchner wieder zurück nach Steinach und hatten somit 29 Kilometer bewältigt.
Ralf Kirchner